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Hybridkatzen in der Schweiz

Schweizer Tierschutz STS  Der Handel mit Hybridkatzen boomt, vor allem wegen ihres exotischen Aussehens. Doch ihre Haltung überfordert Katzenhalter oft sehr schnell. Im Freilauf kommt es zu massiven Konflikten mit anderen Katzen, in der Wohnung lassen sie sich aufgrund ihres grossen Beschäftigungs- und Bewegungsdrangs nicht tiergerecht halten.

Tierschutzprobleme bei der Zucht
Am Beginn der Hybridkatzenzucht steht immer eine Zwangsverpaarung, wobei das Weibchen eine Hauskatze ist und der Kater ein Vertreter der Wildkatzenart. Da der Wildkater um einiges grösser ist als die Hauskatze, kann es während der Paarung zu Verletzungen des Weibchens kommen. Gerade der Nackenbiss kann schwerwiegende, auch tödliche Folgen haben. Deutlich zeigt sich dies bei der Savannah: Der Servalkater ist mit einer Schulterhöhe von ca. 60 cm doppelt so gross und fünf Mal so schwer wie eine Hauskatze. Für die körperlich unterlegenen Kätzinnen sind die erzwungenen Deckakte mit grosser Verletzungsgefahr, Angst, Stress und Schmerzen verbunden.

Bengalkatze
Die weitaus am häufigsten in der Schweiz gehaltene Hybridkatze ist die Bengalkatze. Sie stammt aus der Kreuzung der Hauskatze mit einer asiatischen Wildkatzenart, die in der deutschen Sprache ebenfalls Bengalkatze genannt wird (Prionailurus bengalensis). In der Schweiz leben Stand September 2023 über 13’000 registrierte Bengalkatzen. Wie viele es tatsächlich sind, lässt sich nicht bestimmen, da die Registration von Katzen in der Schweiz nicht vorgeschrieben ist.

Savannah
Immer grössere Beliebtheit erlangt auch die sogenannte Savannah, die aus der Kreuzung einer Hauskatze mit einem Serval, einer afrikanischen Wildkatzenart, entstanden ist. Zurzeit leben in der Schweiz über 800 registrierte Savannahs.

Weitere Hybridrassen
Es existieren weitere Hybridrassen wie etwa die Caracat (Kreuzung der Hauskatze mit dem Karakal) oder die Chausie (Kreuzung der Hauskatze mit der Rohrkatze). Registrierte Vertreter dieser Hybridrassen gibt es in der Schweiz keine, es ist aber zu vermuten, dass doch einige Individuen in der Schweiz leben.

Tierschutzprobleme bei der Haltung
Züchter von Hybridkatzen beschreiben ihre Tiere als unproblematische, exklusive Hauskatzen mit Wildkatzenoptik, die umgänglich mit Menschen und Tieren sind und in der Wohnung gehalten werden können. Die Realität ist allerdings eine andere. Hybridkatzen brauchen im Vergleich zu Hauskatzen mehr Beschäftigung, Bewegung und geistige Auslastung. Oft sind sie sozial unverträglich und den Artgenossen körperlich überlegen. Sie können stark auf eine Person bezogen sein, gleichzeitig auch scheu oder aggressiv gegenüber Menschen. So sind medizinische Behandlungen schwierig und Routinekontrollen nur unter Narkose möglich. Stimmen die Haltungsbedingungen für Hybridkatzen nicht, reagieren sie mit Unsauberkeit, Miauen, Demolieren des Mobiliars und Aggression gegenüber Artgenossen. In den meisten Fällen kommen Hybridkatzen mit der Wohnungshaltung nicht zurecht, zeigen Verhaltensauffälligkeiten und anhaltendes Betteln, um ins Freie gelassen zu werden. So werden viele Hybridkatzen als Freigänger gehalten. Allerdings lassen auch hier die Probleme oft nicht lange auf sich warten. Hybridkatzen zeigen sich Nachbarkatzen gegenüber aggressiv und zeigen Verhaltensweisen, die deutlich vom Verhalten der Hauskatzen abweichen. So wird berichtet, dass Hybridkatzen ohne warnende Verhaltensweisen Artgenossen angreifen und während den Kämpfen auch massiv zubeissen. Da sie den Hauskatzen auch körperlich überlegen sind, erleiden diese dabei oft schwere Verletzungen. Durch dieses Verhalten werden andere Katzen zum Teil eingeschüchtert und trauen sich kaum noch ins Freie und reagieren ihrerseits mit Verhaltensauffälligkeiten. Es wird berichtet, dass Hybridkatzen in Häuser und Wohnungen eindringen und die dort lebenden Katzen auch in ihrem Zuhause bedrohen und angreifen.

Gefahren für die einheimische Fauna
Aufgrund ihrer grossen Sprungkraft, ihrer Schnelligkeit und ihres grossen Jagdgeschicks stellen Hybridkatzen, eine Gefahr für die heimische Fauna dar. Bengalkatzen scheinen keine Scheu vor Wasser zu haben und können demnach auch in Gebieten jagen, die von Hauskatzen nicht aufgesucht werden.
    Da es bei der Freiganghaltung dieser Tiere oft zu Konflikten mit Nachbarn kommt, ziehen Halter nicht selten in ländliche Gebiete, wo es vorkommen kann, dass es zu einer Begegnung mit einer Wildkatze kommt. Die Wildkatze ist in der Schweiz streng geschützt und gilt als gefährdet. Eine Hybridisierung mit der «normalen» Hauskatze wird bereits als potentielle Gefährdung dieser Art angesehen, weil so keine genetisch reinen Wildkatzen mehr existieren könnten. Durch die Bengalkatze und andere Hybridrassen könnte sich diese Problematik zusätzlich verschärfen.

Forderungen des STS
Hybride mit hohen Wildtieranteil sind laut der Tierschutzverordnung den Wildtieren gleichgestellt. Die private Haltung von Hybridkatzen, die den Wildtieren gleichgestellt sind, ist nur mit einer Bewilligung erlaubt. Aufgrund der tierschutzrelevanten Probleme im Zusammenhang mit der Zucht, dem Handel und der Haltung von Hybridkatzen lehnt der Schweizer Tierschutz STS die Zucht und Haltung solcher Hybridkatzen ab.

Unsere Hauskatze hat sich über einen sehr langen Zeitraum an das Leben mit den Menschen angepasst. Dass dies nun der Einkreuzung von Wildkatzen zum Opfer fällt – nur des äusseren Erscheinungsbildes wegen – ist nicht tragbar. Die Vorschriften zur Zucht und Haltung von Hybridkatzen, so wie sie derzeit in der Schweiz bestehen, greifen nicht. Aus diesem Grund fordert der STS, dass die gesetzlichen Vorschriften verschärft und angepasst werden. Das Halten von Hybridkatzen muss bewilligungspflichtig werden. Ausserdem soll ein obligatorischer Sachkundenachweis dafür sorgen, dass sich zukünftige Halter über die hohen Haltungsansprüche vor dem Kauf der Hybridkatzen bewusst werden.